Nach einem Jahr Pause wird die siebte Fachtagung der Deutschen Nachwuchsgesellschaft für Politik- und Sozialwissenschaft e.V. vom 25. bis 27. September 2019 an der Leibniz Universität Hannover stattfinden. Unter dem Titel „Die politisierte Gesellschaft? Politik, Protest und Emotionen“ spricht der Call for Papers mit einer breit angelegten Fragestellung erneut eine Vielzahl politik- und sozialwissenschaftlicher Themenkomplexe an.
Die politische Gegenwart scheint auf eine umfassende Repolitisierung gewohnter Ordnungsvorstellungen hinzuweisen: Wir erleben, wie sich die Revolte der Gelbwesten («Gilets jaunes») gegen die neoliberale Politik der französischen Regierung und Emmanuel Macron stellt. Die Umsetzung des Menschenrechts auf Asyl und eine gemeinsame europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik bleibt auch heute hart umkämpft. Fragen des Klimawandels werden sowohl anhand umstrittener Schadstoffgrenzwerte und Mobilitätsformen debattiert als auch in den Forderungen nach einer nachhaltigeren Energie- und Umweltpolitik angesprochen. Auf internationaler Ebene erleben wir die Zunahme politischer Konflikte, etwa in Form der Aufkündigung des INF-Vertrags, die aktuellen Sanktionen gegen Iran oder der Kritik am chinesischen Seidenstraßen-Projekt. Wie die aufgeregten Diskussionen um Datenschutz, künstliche Intelligenz und autonome Systeme verdeutlichen, wird die politische Ökonomie zukunftsweisender Technologien zum politischen Thema.
Im Hintergrund dieser Auseinandersetzungen zeichnet sich ein Formwandel der Demokratie ab. Der Aufstieg rechtsautoritärer Parteien und nationalistischer Bewegungen verweist auf die Gefährdung demokratischer Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit, Minderheitenschutz oder Gewaltenteilung. Demgegenüber steht das Insistieren auf eine globale, freiheitliche und solidarische Politik. Dieser Polarisierung begegnen wir sowohl in unseren Parlamenten als auch auf den Straßen, wie uns die Vorfälle und Demonstrationen in Chemnitz gezeigt haben. Oder leben nur althergebrachte Debatten wieder auf, wie sie sich beispielsweise in der Wiederentdeckung des Konservatismus offenbart? Im Zuge der Emotionalisierung und Polarisierung der politischen Öffentlichkeit werden Ordnungen und Funktionszusammenhänge zwischen Demokratie, Rechtsstaat und Medien offensichtlich zur Disposition gestellt. Ob dies mit einer Repolitisierung oder gar dem Gegenteil, der Entpolitisierung von Politikfeldern, Themen und Subjekten einhergeht, bildet das Thema dieser Fachtagung.
Den ausführlichen Call for Papers mit thematischen Vorschlägen findet ihr hier als PDF. Weitere Informationen folgen alsbald auf unserer Webseite zur Fachtagung. Gesucht werden Beiträge von Bachelor- und Masterstudierenden sowie Promovierenden (in der Anfangsphase) aus den unterschiedlichen Fachdisziplinen der Politik- und Sozialwissenschaften. Eine Möglichkeit zur Reisekostenrückerstattung ist geplant. Die Einreichungsfrist für eure Beiträge ist der 1. Juni 2019.